Sportliches Abenteuer: Schluchtwanderung mit Kajaktour

Über Land und Meer

Kleine, wenige Häuser mit roten Ziegeldächern, auf graue, rot-braune Steine gebaut, liegen in den Berghängen. Ein majestätischer Pfau tritt vor unsere Augen und weist uns den Weg durch das Dorf. Die Häuser, einzelne von Efeu umrandet, strahlen eine geheimnisvolle Ruhe aus. Ich würde am liebsten anklopfen und einen Blick hinter die niedrigen Türen in deren Innenräume erhaschen. Doch das Bergdorf schläft noch.
Es ist 08:00 Uhr in der früh, so frisch, dass ich Gänsehaut bekomme und meine Arme verschränke. Hinter den Bergen von Masca versteckt sich die Sonne. Über dem Tal liegt ein kleiner Nebelschleier.
Das Bergdorf Masca liegt im Teno Gebirge in Teneriffa und ist über eine kurvenreiche Strasse von Santiago del Teide erreichbar. Früher gab es nur die Möglichkeit zu Fuss oder auf einem Esel nach Masca zu gelangen.
Ein Einheimischer, dessen Haare grau meliert mit passendem hellblauem kurzärmligen Hemd und grauen Hosen, schneidet mit seinen kräftigen Arbeiterhänden eine Kaktusfrucht. Vorsichtig beisse ich rein und erhalte ein frisches, süssliches Geschmackserlebnis. Plötzlich sticht mich etwas in der Lippe. Ich fahre mit meinen Fingern darüber und bemerke, dass es ein Stachel der Kaktusfrucht ist. Der Verkäufer hat schon eine Pinzette im Köcher – ist bestimmt nicht zum ersten Mal geschehen – und zieht mir ohne Probleme den Stachel aus der Lippe. Ein bisschen komisch war das schon. Wir kaufen noch ein paar Pfirsiche für unterwegs und verabschieden uns vom freundlichen Herr.

Wir stehen vor der Tafel mit der Aufschrift Espacio Natural Protegido. Von hier führt ein schmaler, steiler, rutschiger Weg in die Mascaschlucht hinunter zur Bucht. Doch bevor wir unsere Wanderung starten, stärken wir uns mit einem Frühstück im Restaurant, das gerade aufgemacht hat. Die niedrige, holzverkleidete Decke erinnert an urchige Berghütten in der Schweiz. Den knurrenden Magen zufrieden gestellt, nehmen mein Reisekumpane und ich die 3-stündige Schluchtwanderung in Angriff.
Nach den ersten paar Metern ist mein Körper bereits aufgewärmt und mein Puls geht schneller. Wir wandern an Wassertümpeln, an durch lange Grashalme verdeckte Plätze vorbei, die wie Oasen ausschauen. Wir klettern an Hängen hinauf, über grosse Steinbrocken und immer wieder bleiben wir stehen, um uns im Kreis zu drehen, den Kopf in den Nacken zu legen und dabei die massiv hohen Berge, die einem umringen, zu bestaunen.
Nach zwei Stunden legen wir eine kurze Verschnaufpause ein, essen ein Sandwich, befeuchten unseren trockenen Hals mit Teidewasser und lassen die Mascaschlucht auf uns wirken. In diesem pflanzenreichem Gebiet von Agaven und Feigenkakteen entdecken wir nur einige Insekten und Eidechsen.

Manchmal kommen wir vom Wanderweg ab, ein Fels oder ein Tümpel stehen uns im Weg. Wir müssen ein Stück zurück gehen und nach den Nummernschildern an den Felsen suchen, mit dem der Wanderweg beschildert ist. Die meisten Schilder haben wir gar nicht gesehen und uns den Weg selber nach unten gebahnt. Manchmal nehmen wir aber auch einen Umweg durch dichtes Gestrüpp, das einem das Gesicht streichelt und man mit beiden Händen auf die Seite schiebt. Einige Vulkanfelsen stehen mitten drin und formen übergrosse Daumen oder andere Figuren. Wie im Film Avatar, so sieht es hier aus, wo die Schauspieler mit dem Drachen um die hochragenden Felsen fliegen. Eine perfekte Kulisse für einen neuen Filmstreifen.
Wir sind nur noch eine halbe Stunde von der Bucht entfernt. Das Meeresrauschen ist zu hören. Die Sonne hat schon fast die gesamte Mascaschlucht erreicht. Die Schweissperlen streiche ich mir von der Stirn und schüttle meine Beine aus. Nur noch ein paar Meter und vor uns tut sich ein Paradies auf. Wir klettern über Steine bis zum feinsandigen, schwarz glitzernden Strand. Eine Stunde entspannen wir und kühlen uns im türkis-blauen Wasser ab.

Von der Bucht Playa de Masca fahren wir nun zwei Stunden nach Los Gigantes. Jedoch nicht mit einem Boot, nein, sondern mit einem quitschgelben Kajak. Ich ziehe mir eine rote Veste über den Kopf und steige mit wackeligen Beinen ins Kajak. Ich bin aufgeregt, da ich noch nie Kajak gefahren bin, geschweige denn mitten im Atlantischen Ozean. Wir warten bis alle Reisenden fest in ihren Kajaks sitzen und folgen der Reiseführerin. Mit zügigen Schwüngen paddelt sie los. Nach kurzer eigener Paddelinstruktion, rudern mein Reisekompane und ich auch los. Im gleichmässigen Tempo schwenken wir unsere Arme von der einen Seite zur anderen und wieder nach links und nach rechts und siehe da, wir kommen zügig voran. Ich spüre jeden einzelnen Muskel, von den Fingerspitzen bis zum Hals. Ich fühle mich fit und stark.

Die Sonnenstrahlen brennen vom klarblauen Himmel herab. Wir spüren den leichten Wellengang, dadurch schwappt das Wasser ins Kajak und erfrischt unsere Haut. Wir fahren immer noch im gleichmässigen Tempo. Wir lauschen dem Gelächter der anderen Kajakfahrer, die ein Wettrennen veranstalten und beobachten die Möwen, die sich auf den Felsvorsprüngen ausruhen. Mit Glück erhascht man einen Blick auf die Nachbarinsel La Gomera, falls sie nicht von Wolken eingehüllt ist. Nach einer Stunde machen wir Halt in einer Bucht, unterhalten uns mit anderen Kajakfahrern und springen ins kühle Nass. Die Muskeln in den Armen werden schlaffer. Leute die schlapp machen, lassen sich ein Stück weit vom Boot ziehen. Der Strand von Los Gigantes ist in Sichtweite. Wir sind glücklich und stolz, als Team diese Schluchtwanderung und Kajaktour durchgezogen zu haben.

Infos

  • Keine Flip Flops! Es gibt immer wieder Touristen, die sich vorher nicht genügend informieren und denken, bestimmt ein angenehmer Spaziergang zur Bucht. Ich empfehle also Wander- oder Treckingschuhe, rutschfeste Sneaker reichen auch.
  • Badesachen und ein Handtuch, denn an der Bucht erwartet euch ein Badeparadies.
  • Kleider zum wechseln, damit ihr die verschwitzten Sachen nicht nochmals anziehen müsst.
  • Genügend Wasser und Proviant für eine Zwischenverpflegung. Falls ihr mit dem Kajak von der Mascabucht nach Los Gigantes fährt, empfehle ich einen Hut und Sonnencreme. Ihr könnt eure Wertsachen den Reiseführern ins Boot legen. Einheimische hatten Wasserschuhe dabei. Sehr gescheit, denn bevor wir in die Kajaks steigen konnten, standen wir eine Weile auf heissem Boden.
  • Die Wanderung mindestens zu zweit machen. 1. Macht es mehr Spass, man kann seine Eindrücke teilen, 2. Man kann sich gegenseitig helfen und motivieren.
  • Die Wanderung so früh wie möglich starten. Nach dem Mittag sind viel mehr Wanderer unterwegs als am Morgen. Zudem scheint ab dem Mittag die Sonne auch in die Schlucht hinein, was das Wandern körperlich noch anstrengender macht.
  • Anfahrt mit dem Bus siehe: titsa.com
  • Buchung für die Kajaktour unter: ihoppers.com

Falls ihr noch Fragen habt, dann hinterlässt mir doch einen Kommentar.

MascaschluchtNoch mehr Fotos findet ihr HIER.

Video findet HIER.

2 Antworten zu “Sportliches Abenteuer: Schluchtwanderung mit Kajaktour”

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